Diese Frage treibt mich um seitdem ich Reisejournalisten und Reiseblogger kenne. Haben Travel-Profis noch Bauchkribbeln am Tag vorher? Schlafen sie schlecht? Oder sind sie tiefenentspannt, weil sie das Procedere schon hunderte Male durchexerziert haben....? Ich habe diverse Menschen, die seit Jahren professionell Reisende sind, dazu befragt.

Im 1.Teil antworten:
HARALD BRAUN
FASZINATION SÜDOSTASIEN
TRAVEL ON TOAST
WELTENBUMMLER MAG
JO IGELE
In Teil 2 am Donnerstag antworten:
RECEPTION INSIDER
REISEDEPESCHEN
PUSH:RESET
101PLACES

Harald Braun lebt und schreibt in Horst/Holstein und Sydney Romane, Sachbücher und Texte für Magazine und Zeitungen. www.haraldbraun.com
ICH BIN EIN HUND
Die heikle Phase beginnt so drei, vier Tage vorher. Plötzlich ergeben sich eine Menge Gründe, die gegen eine Reise nach Thailand, Budapest oder, sagen wir: Wien sprechen. Ich fühle mich ein wenig
krank, überarbeitet, habe noch Texte abzugeben oder eine Staffel „Homeland“ neben dem Bett liegen. Jedenfalls suche ich nach möglichst objektiven Gründen, diese Reise wirklich absagen zu können,
ach was: zu müssen. Ich weiß, dass das bloß ein harmloser Reflex ist oder, wie meine Frau behauptet: Angst! Das Fremde nämlich, das bislang Unerforschte und noch nicht Erprobte, das flößt mir im
Grunde stets Unbehagen ein. Immer. Oder immer noch. Für einen Reisejournalisten ist das nicht sehr hilfreich. Im Grunde bin ich wie ein Hund. Am liebsten liege ich in meinem Haus in meinem Zimmer
auf meinem Sofa in meiner Ecke und lese was oder schaue – siehe oben – irgendeine von HBO produzierte Serie. Da sehe ich schließlich auch was von der Welt.
Zum Glück dauert diese dunkle Phase immer nur bis zum Reisetag selbst. In dem Moment, an dem ich auf dem Ticket meine Abflugzeiten checke und im Internet schon mal nachschaue, wie die Zimmer in
meinem Hotel aussehen, fällt diese merkwürdige Angst von mir ab. Plötzlich bin ich wieder so aufgeregt und neugierig wie noch zu dem Zeitpunkt, als ich die Reise geplant und gebucht habe. Und
wenn ich dann einmal unterwegs bin, würde ich glatt leugnen, dass es so was wie Reisefieber überhaupt gibt.