



Oliver Zwahlen von weltreiseforum.com ruft auf zur Blogparade, das Thema:
die schönsten Dörfer der Welt.
Da fällt mir auch was zu ein, war ich doch schliesslich erst im letzten Herbst in Yunan in Südchina unterwegs und war sehr erstaunt ein gar wunderbares Dorf namens Shaxi gefunden zu
haben. Eigentlich hat China auf Soiblossom ja nicht sooo viel zu suchen, aber für Shaxi mach ich mal eine Ausnahme.
Shaxi liegt einige hundert Kilometer südlich von der tibetischen Grenze und ist ein paar hundert Jahre alt, damals kamen Tibeter von weit her um rund um Shaxi ihre Pferde feilzubieten, und es
entstand inmitten von weiter Landschaft, am Rand der Berge diese Siedlung. Der Reisende kann sich auch tatsächlich ganz gut vorstellen, wie das wohl damals ausgesehen haben muss. Denn ganz im
Gegensatz zum heutigen China, wo meist Alles, was alt ist dem Neuen weichen muss, stehen hier dicht an dicht windschiefe Holzhäuser, die mich ein bisschen an Berghütten in den Alpen
erinnern.
Ein kleiner rosa Reisebus bringt mich von Dali bis zu einer Kreuzung im Nirgendwo, wo ich auf ein Sammeltaxi warte, was bis Shaxi fährt. Als ich aussteige traue ich meinen Augen kaum, schiefe
Kopfsteinpflasterstufen führen an wunderschönen gemauerten Lehmwänden vorbei bis zu einem Platz an dessen Frontseite ein unglaubliches Gebäude steht, von dem ich später lerne, dass es sich um ein
altes Theater handelt. Direkt gegenüber schauen mir zwei meterhohe, sehr grimmig aussehende Götterfiguren entgegen, die den Eingang eines sehr alten Tempels bewachen. Das ist fast zu schön um
wahr zu sein. Wir haben den 29. Dezember und es ist klirrend kalt, aber der Himmel ist strahlend blau und bildet einen sehr malerischen Kontrast zu den braunen, abgeernteten Feldern ringsrum.
Schnell deponiere ich mein Gepäck in der Jugendherberge, die in einem umgebauten Pferdestall gleich links neben dem Theater liegt, und mache mich auf die Gegend zu erkunden. Weitläufige
Bauernhöfe, hinter dicken hohen Mauern gelegen, in deren Innenhöfen Mais getrocknet wird, säumen die schmalen Strassen. Es ist menschenleer und ganz still, allein das ist ein sehr ungewöhnlicher
Zustand in China. Mal ganz abgesehen davon, dass nirgendwo ein modernes Haus zu sehen ist, keine blauverspiegelten Fensterscheiben, kein Haus über drei Stockwerke hoch. So kann China also auch
sein, denke ich. Aber, wie kann es anders sein, die Idylle ist bedroht, gleich neben dem Dorfplatz ragen Kräne über die Mauer, dahinter, wie man auf grossen Schildern sehen kann, ist eine
Luxushotelanlage geplant, zwar im Baustil der Region, aber mit hunderten von Betten...Mal sehen wie lange es noch dauert, bis auch hier Busladungen von Touristen die schmalen Wege überfluten, ich
mag es mir garnicht vorstellen.... Aber noch ist davon nichts zu sehen und so verbringe ich, hier in diesem schönen Dorf, ein sehr sehr sehr stilles Sylvester, und sitze am 1. Januar 2014 morgens
um acht bei strahlendem Sonnenschein und 0 Grad draussen vor einem Cafe auf der Strasse, wärme mir die Hände an einer Tasse grünem Tee und kann mein Glück garnicht fassen.


