



Gerade ist Regenzeit in Thailand. Jedes Jahr wieder regnet es im Sommer und Herbst gewaltig, so gewaltig, daß man zwischenzeitlich das Gefühl hat, die Luft wäre flüssig. Es blitzt und donnert, als würde einem, der Himmel auf den Kopf fallen. Plötzlich steht alles unter Wasser.
Die schlechte Nachricht ist, das passiert eventuell mehrmals am Tag, die gute Nachricht ist, es ist ganz schnell wieder trocken und es regnet nie den ganzen Tag. Diese nasse Zeit im Jahr hat
durchaus auch ihre guten Seiten. Nicht nur, daß die Natur, und auch die Menschen, das Wasser dringend brauchen, die Regenzeit ist auch eine Zeit der Ruhe und der Besinnung. Auf dem Land gehen die
Männer zu dieser Zeit traditionell ins Kloster und studieren heilige Schriften, weil auf den Feldern im heftigen Regen nichts zu tun ist. Und selbst in Bangkok kommen die Menschen während der
Wolkenbrüche, für ein oder zwei Stunden, zur Ruhe. Nichts geht mehr. Es ist dunkel und zeitweilig auf eine fast unheimliche Art leise, man hört nur das Rauschen des Wassers. Der Verkehr kommt
mancherorts zum erliegen. In Hauseingängen stehen die Menschen und warten auf das Ende des Regens.
Im praktisch organisierten Deutschland rennen die Menschen im Regen mit wasserdichten Jacken und Schirmen über die Straße. In Bangkok käme niemand auf so eine Idee, auch Schirme herumzutragen ist
relativ sinnlos, bei dem Sturm. Der Reisegefährte und ich haben uns hauchdünne, bodenlange Regencapes zugelegt, die man im Fall des Falles überwerfen kann, damit man nicht komplett ausgebremst
wird. Die Thais schauen sich das amüsiert an, nicht nur sieht man in den Dingern bedauernswert unstylisch aus, es macht auch thailändischer Sicht auch überhaupt keinen Sinn gegen die Elemente zu
arbeiten, warum auch? Mai pen rai, heisst soviel wie shit happens... oder auch macht nix. Unterstellen und entspannen ist die Devise.
In unserer Gasse vor dem Haus helfen allerdings weder Schirm noch Regenjacke, die schmale Soi läuft schlicht innnerhalb von Minuten wadenhoch voll mit Regenwasser, welches sich mit
undefinierbarem Dreck aus der Kanalisation mischt, nicht schön.... Also Flip-Flops ausziehen und barfuß durch die Brühe waten, ich will garnicht wissen, was da alles an mir vorbei schwimmt.
Zuhause angekommen, spüle ich mir sofort den Dreck ab, sonst fängt es an zu jucken.
Aber die Thais wissen sich natürlich zu helfen, in einem meiner Lieblingsrestaurants am Chao Praya River, stand das Wasser zeitweilig so hoch, daß die Gäste, und natürlich auch die Köche, ihre
Wege durch das Lokal nur auf eigens zum dem Zweck aufgestellten Bierbänken zurücklegen konnten. Zum Gück war der Gastraum in der ersten Etage. Während des Monsuns ist jeder Bangkoker froh, der
nicht im Parterre wohnt. Ein Freund von mir hat, im Katastrophenjahr 2011, ganze Tage damit verbracht sein Haus mit Folie und Bauschaum auf eventuelle Fluten vorzubreiten, die dann
glücklicherweise, zumindest in seiner Gegend, garnicht kamen, aber man weiss ja nie. In der Stadt wurde Katastrophenalarm ausgerufen und im ganzen Land starben 400 Menschen an den Folgen des
Hochwassers. Das Wasser stand an manchen Stellen in der Stadt 3 Meter hoch, die Markierungen sieht man heute noch. Auf dem Flughafen Don Muang standen die Flugzeuge bis zu den Tragflächen unter
Wasser... Wir reden jetzt hier nicht von ein bisschen Regen, wir reden von Sinfluten, und leider auch von Missmanagement von Seiten der Stadtverwaltung. Aber das passiert, zum Glück, nur in
Ausnahmefällen. Und angeblich hat die Stadtregierung mittlerweile auch Gegenmaßnahmen ergriffen, schaun mer mal...
Ganz anders nimmt der Reisende die Regenzeit auf den Inseln wahr. Der Himmel hängt schwer und düster über den größtenteils menschenleeren Stränden. Aber solange es nicht gewittert, hindert einen
nichts und niemand daran baden zu gehen, es sei denn es stürmt und das Meer schlägt ungewöhnlich hohe Wellen. Die Geschäftigkeit in den Hotels läuft auf Sparflamme, viele Zimmer sind nicht
belegt. Die Übernachtung kostet vielerorts nur die Hälfte, die meisten Menschen kommen ja wegen der Sonne nach Thailand.
Aber für mich hat auch die Regenzeit ihren eigenen Charme. Sobald der Regen, nach ein bis zwei Stunden, aufhört, strotzt die erfrischte Natur vor Kraft. Die Stimmung ist gelassen melancholisch. Stundenlang sitzen der Reisegefährte und ich schweigend in einer überdachten Strandbar auf Koh Samet am Tresen, schauen in den wild bewegten Himmel und lesen. Es fühlt sich an, als verginge die Zeit langsamer. Es ist die perfekte Zeit um sich von der Hektik Bangkoks zu erholen. Von Zeit zu Zeit trollt sich einer der Strandhunde in unsere Richtung, wir bestellen neue Drinks. Es ist mucksmäuschenstill. Toll!
Wer der Regenzeit in Thailand trotzdem lieber aus dem Weg gehen möchte, sollte achtgeben, auf welcher Seite des Landes er Urlaub machen möchte. Die Regenzeit auf der, der Andamanensee zugwandten
Küste ist zeitversetzt zur Regenzeit am Golf von Thailand.
Andamanenensee (Phuket, Ranong, Krabi, Trang, Tarutao, Phi Phi, Ko Lanta): die heftigsten Regenschauer sind von April bis Oktober
Golf von Thailand (Ko Samui, Ko Tao, Ko Phangan, Ko Chang): die heftigsten Regenschauer sind von September bis Dezember
Bangkok: Regenzeit von Mai bis Oktober
Nordthailand: Regenzeit von Juni bis Oktober
Aber wie schon erwähnt, es regnet nicht tagelang, sondern meist nur ein bis zwei Stunden am Tag, dann scheint wieder die Sonne.
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Ich freu mich sehr, wenn du mich auf meinen Reisen durch Thailand begleitest!
