Auch wenn zu Fuss gehen in Bangkok keine leichte Übung ist, es lohnt sich...
hier ein paar Vorschläge für Touren, die die Mühe wert sind.
Die Sonne scheint mir ins Gesicht, was ein Wunder, draussen vor dem Fenster meines Hotels wartet Bangkok auf mich.
Ich freue mich auf den Tag, erst mal frühstücken. Da ich ausnahmsweise nicht in meinem liebsten Stadtteil Ari, sondern an der Sukhumvit übernachte, werde ich heute ein, mir noch
unbekanntes, Frühstückscafe ausprobieren. Neue, westlich gestylte, Cafes wachsen in diesen Tagen wie Pilze aus Bangkoks fruchtbarem Boden..., und dieses ist mir von kulinarisch erfahrenen
Freunden empfohlen worden.
Das Gram ist nicht viel mehr als ein schickes kleines Hole in the Wall, wie der Engländer sagt, liegt dafür aber im super trendy Thonglor und hat auch dementsprechende Preise, aber der
Cappucino ist vom feinsten und mein Pancake mit Äpfeln wird in einer putzigen gusseisernen Mini-Pfanne serviert.
11.15h
Sehr zufriedent und nicht mehr hungrig, nehme ich mir ein Taxi zum Khlongbootanleger Soi Thonglor. Diese schnellen öffentlichen Boote, nicht zu verwechseln mit den Booten auf dem Chao Praya
Fluss, befahren leider nur noch einen letzten Klong (Kanal) in Bangkok. Die vielen vielen anderen Kanäle zuzuschütten, war ein großer Fehler der Stadtregierung, kann man doch auf diesem Weg
am besten die immer und ständig auftretenden Monsterstaus elegant umgehen. Ich fahre bis zur Endstation am Golden Mount, es schaukelt, es spritzt, der Klong stinkt, die zum Teil sehr windschiefen
Behausungen am dicht bebauten Ufer fliegen an mir vorbei, klingt jetzt erstmal nicht nach grossem Spass, ist es aber.
12.35h
Von der Pan Fah Bridge laufe ich zur Giant Swing, direkt vor der gigantisch hohen, roten Schaukel liegt einer der schönsten Tempel der Stadt, der Wat Suthat, berühmt für seine wunderschönen
Wandmalereien. Auf dunklem Untergrund leuchten dem Betrachter hunderte fein gezeichneter Gestalten entgegen, epische Geschichten wurden bis unter den Dachfirst des eleganten Gebäudes gemalt,
indem ein grosser, gütig blickender, goldener Buddha fast den gesamten Raum einnimmt. Nach einer Umrundung des Viharn entlang der schattigen Kolonaden, verlasse ich das Tempelgelände in der
Mittaghitze. Ich bummle noch ein wenig durch dieses spannende Viertel, welches bekannt ist für seine Tempel-Devotionalien-Geschäfte. Sowie bei uns Schuhe in Schaufenstern stehen, funkeln mir aus
unzähligen Ladenlokalen in Folie gewickelte Buddhafiguren entgegen, die auf Käufer warten.
14.15h
Der Weg führt mich ins Krua Apsorn zu einem traditionellen Thai Lunch. Sogenannte Big Hair Ladies bevölkern diesen sehr unspektakulär eingerichteten, aber nicht desto trotz berühmten Laden,
Big Hair Ladies werden in thai wohlhabende ältere Damen genannt, die durch pechschwarz gefärbte Haare in voluminösen Formen auffallen. Dazu werden gerne mit Strass verzierte riesige Sonnenbrillen
getragen....
Das Menue im Krua Apsorn ist klein, aber das Essen ist exzellent, der Reisegfährte und ich teilen uns eine Portion Miang Kam, Betelblätter, die mit köstlichen Kleinigkeiten gefüllt werden
und ein Curry mit Krebsfleisch.
15.20h
Eigentlich bin ich sehr satt, aber ein winziges Dessert würde noch gehen, schräg gegenüber vom Rathaus liegt Mont, der Toastladen. Toast? Genau Toast, die Thais lieben Toastwürfel mit
verschiedenen Aufstrichen, wie Taro, Kokosnuss oder Kürbismus. Mein Favorit ist Toast mit Erdnussbutter und dazu trinke ich einen frischen Zitronensaft mit Salz.
16.10h
Jetzt brauche ich aber dringend einen Verdauungsspaziergang, er führt mich in Richtung Chao Praya, zum Anleger des Orange-Flag Bootes an der Phra Artit Road. Und weil das Licht so schön ist
und die Stimmung so friedlich, setze ich mich noch etwas in den kleinen Park am Fort, mit Blick aufs Wasser und schaue den zotteligen Backpackern beim Yoga machen zu.
17.50h
Mit dem Orange-Flag Boot den Fluss entlang zu fahren, ist für mich auch nach dem 100. Mal immer noch ein Glückserlebnis erster Klasse. Am Anleger Ratchawong verlasse ich dieses grandiose
und immer zuverlässige Verkehrsmittel und laufe in Richtung Yaowarat. Die Yaowarat Road ist das heftig pulsierende Herz von Chinatown, der absolut wahnsinnige Verkehr macht es dem Besucher nicht
gerade einfach, aber der Spass ist es in jedem Fall wert. Mittlerweile ist es dunkel und die hunderte von Neonleuchten mit chinesichen Schriftzeichen beleuchten gelb und rot die Strasse, ich
schlendere entlang an Goldgeschäften, Apotheken mit jeder Menge seltsamer Kräuter und Pilzen in grossen Glasbehältern und leider auch vielen Restaurants, deren besondere Spezialität
Haifischflossengerichte sind.
18.45h
Ich könnte schon wieder was essen...nichts einfacher als das, in Chinatown. Einer meiner All-Time-Favourits, wenn auch aus gutem Grund kein Geheimtipp mehr, ist das Lek Rut, eins von zwei
gegenüberliegenden open Air Seafoodlokalen, Lek Rut ist das linke, das Rote. Ein Teller mit gegrillten Scampis und frische Erbsensprossen sind quasi mein Stammessen, was ich wie immer auf einem
wackeligen Klappstuhl, halb auf der Kreuzung zu mir nehme. Jetzt kann ich aber wirklich nichts mehr essen, aber wenn ich könnte, würde ich ein paar Meter weiter bei Sweet Times noch ein paar mit
Sesam gefüllte Teigbällchen in Ingwertee bestellen....
20.30h
Ein wunderbar ereignisreicher, und sehr leckerer Tag neigt sich dem Ende zu. Vielleicht geh ich noch ins Kino, die Kinos in Bangkok sind kein Vergleich mit den engen, miefigen
Etablissements in Deutschland. Es sind luxuriöse Filmtempel, einzig die Temperaturen liegen deutlich unter meiner Wohlfühlgrenze, es empfiehlt sich einen Pullover mitzunehmen. Aber dann steht
einem unterhaltsamen Abend, z.B. im obersten Stock der Luxusmall Siam Paragon, nichts mehr im Wege.
Dieser Spaziergang braucht eine kleine Gebrauchsanweisung, denn er ist nicht ohne...
Chinatown ist unglaublich stickig, es ist sehr heiss und sehr laut, alles Eigenschaften, die einen nicht gerade zum bummeln einladen. Aber dieses Viertel ist für mich der faszinierendste Teil
der ganzen Stadt, und es lohnt sich wirklich diese Strapazenauf sich zu nehmen... Der Flaneur sollte sich Zeit nehmen, gutes Schuhwerk ist hilfreich, und man sollte in jedem Fall etwas zu trinken
mitnehmen.
Los geht das Abenteuer, am besten am frühen Nachmittag, am Pier der Memorial Bridge, leicht zu erreichen mit dem Orange-Flag-Boot . Von da aus laufe ich zur Thanon Chakpet, zu meinem allerliebsten chinesischen Tempel, auf der linken Strassenseite einfach in den kleinen Hof eintreten, leider konnte ich bis heute den Namen dieser Oase der Ruhe nicht herausfinden. Ich begrüße alle meine kleinen Götterfreunde, die reich geschmückt in Glaskästen auf mich gewartet haben und schlendere weiter in Richtung India Emporium. Diese, für Bangkoker Verhältnisse, kleine Shoppingmall ist fest in den Händen unzähliger indischer Stoffgeschäfte auf mehreren Etagen, es werden Götterstatuen und klimpernde Armbänder angeboten, kurz und gut, ich befinde mich im Auge des Orkans namens 'Little India'. Noch ein bischen kühle, frische Luft tanken und wieder raus in den Wahnsinn, am prunkvollen Sikhtempel vorbei, links rein nach Pahurat. Der Bürgersteig ist nur noch fussbreit, es wird geschoben und gedrängelt, Stoffe soweit das Auge reicht, Seide, Pailletten, Madraskaros, es raschelt und knistert (auch weil in den meisten Materialien leider sehr viel Synthetik ist). Wer einen guten Orientierungssinn hat, traut sich in die Eingeweide des Viertels einzutauchen, wo dicht an dicht Saris die Wände bedecken, ich hab das erstmal nur mit der kundigen Führung von Freunden gewagt.
An der Thanon Tri Phet biege ich rechts ab und freue mich auf eine kleine Verschnaufpause im Old Siam, einem sehr schönen old fashioned Shoppingcenter, der im Parterre eine kulinarische Besonderheit birgt. Viele, viele kleine Stände bereiten vor den Augen der kundigen Besucher klassische thailändische Dessert zu, mittlerweile hab ich auch Appetitt und genehmige mir eine Auswahl der Köstlichkeiten, alles verpackt in handliche kleine Tüten, quasi die ambulante Thaialternative zur deutschen Torte. So gestärkt verlasse ich die Mall und laufe in Richtung Thanon Charoen Krung und kurz hinter dem Kanal rechts runter in dieThanon Baribatra bis zur Thanon Yaowarat. Diese unfassbar wuselige, chaotische und laute Strasse ist die heftig pulsierende Lebensader von Chinatown, gesäumt von Goldgeschäften, Apotheken und leider auch jeder Menge Restaurants, deren Hauptattraktion Haifischflossen-Gerichte sind. Mein Weg durch dieses Gebrodel führt mich bis zur Thanon Ratchawong, in die ich links einbiege und wieder bis zur Charoen Krung hochlaufe.
Just an der Stelle, wo die beiden Strassen aufeinandertreffen liegt ein ganz besonderer Laden, ich nenne ihn den Lampion Shop, gut zu erkennen an der Armada roter Stoff-Ballons die gut sichtbar aussen unter der Decke baumeln. Das wunderbare Tohuwabohu im Inneren besteht zum grössten Teil aus Beerdigungsutensilien für die chinesische Kundschaft, und die Betreiber finden es vermutlich höchst sonderbar, dass der Farang entzückt ist von goldglitzernden Drachen und Schlafanzügen aus Papier, die zu Ehren der Verstorbenen verbrannt werden.
Ich reisse mich los und spaziere ein Stück die Strasse runter bis zu einer grossen Toreinfahrt auf der gleichen Seite, dem Eingang zum Wat Mangkok Kamawalat, einer gewaltigen Anlage mit mehreren Gebäuden, die bei meinem letzten Besuch im November 2012, von Grund auf renoviert wurde. Ich persönlich finde es ja immer etwas schade, wenn die schöne Patina mit leuchtender, frischer Farbe überstrichen wird, aber das ist offensichtlich eine Einzelmeinung. Ein Besuch lohnt sich aber in jedem Fall, sind doch die vielen Räume mit den zum Teil gigantisch grossen Buddhas in jedem Fall eine Augenweide, leider ist allerdings im Inneren das Fotografieren verboten, weshalb ich nur das Dach zeigen kann. So langsam machen sich die Füße bemerkbar...nur nicht schlappmachen....Ein kleines Stückchen weiter auf der gegenüberliegenden Strassenseite biege ich in eine winzige dustere Gasse ein, die Trok Issaranuphap oder auch Charoen Krung Soi 16, und vor meinen Augen beginnt die Reise in eine andere Welt, sehr seltsame Lebensmittel, von denen ich nicht die entfernteste Ahnung habe, was das ist, oder wie es schmeckt, bei manchen es auch lieber nicht wissen will..., stapeln sich in odentlich aufgehäuften Hügeln in dieser Marktgasse, jeder verfügbare Quadratzentimeter wird genutzt, es wird lautstark gehandelt und gefeilscht, und mittendrin der älteste chinesische Schrein Bangkoks, der Leng Buai Ia Shrine.
Am Ende der Gasse stehe ich etwas erschöpft, aber glücklich wieder auf der Thanon Yaowarat, mittlerweile dämmert es und Chinatown zeigt sich von seiner funkelndsten Seite, Neonreklamen in jeder Grösse und Farbe säumen die Strasse und langsam wird es Zeit für ein ordentliches Abendessen, das hab ich mir jetzt aber auch wirklich verdient. Ich laufe linker Hand die Strasse runter bis ich an der Phadung Dao Road am Ort meiner lukullischen Träume angelangt bin, meine Wahl ist das linke, das rote Restaurant namens Lek Rut, das Grüne gegenüber soll aber auch nicht schlecht sein, setze mich fast mit dem klapprigen Klappstuhl auf die Strasse, nach diesem Ausflug kann mich eh nichts mehr erschrecken und bestelle mir bei den sehr aufmerksamen Kellnern einen riesigen Teller Prawns, mh...Essen ist schön...
Wenn ich in Bangkok ankomme, habe ich am ersten Tag immer die gleiche Route, ich mache meinen liebsten Spaziergang. Keine Ahnung, wie oft ich diese Strecke schon gelaufen bin, es wird mir nie langweilig, auch wenn die Gegend sich in den letzten drei Jahren schon ganz schön verändert hat, es wird deutlich schicker, ob mir das gefällt, weiss ich noch nicht so genau...
Am späten Nachmittag geht es los am Saphan Thaksin Pier, ich nehme das Orange-Flag-Express-Boot und fahre den Fluss hinauf, vorbei an dieser grandiosen, chaotischen Stadt, und stimme mich schonmal ein auf die kommenden Tage. Am Tha Tien Pier, nach etwa 20 Minuten, steige ich aus um meinen liebsten Tempel zu besuchen, ich weiss es ist auch der touristischste, aber den liegendenden Buddha will ich auch garnicht sehen, es zieht mich in die entlegenen Winkel, die kleinen Kapellen, zu den unzähligen goldenen Buddhas, den kleinen Steinfiguren von Drachen und Yoga machenden Heiligen. Wenn ich dann allen meinen 'Freunden' hallo gesagt habe, freue ich mich auf eine Pause und bummle durch die winzigen Gassen, die schräg gegenüber vom Wat Po auf den Fluss münden, und kehre beim Schild Hotel Aurum in die Gasse zum Cafe Vivi ein. Da sitz ich dann mit Blick auf den Wat Arun und schlürfe meinen eisgekühlten Cappucino. Irgenwann reiss ich mich dann los von diesem Anblick und schlendere langsam die Thanon Maharat runter, Richtung Blumenmarkt. Wenn es irgendwas zwischen vier und fünf Uhr nachmittags sein sollte (meistens ist es später..) finde ich mich mit hunderten von Schülern zwischen jeder Menge Strassenständen wieder, wenn nicht, bin ich fast der einzige Fussgänger. Der Pak Khlong Talat genannte Markt vor mir hat 7 Tage die Woche, 24 Stunden geöffnet und am schönsten ist es nach Einbruch der Dämmerung. Ich genehmige mir ein paar Snacks an einem der vielen Obst und Gemüse Stände, die dem Blumengeschäft voraus gehen und lasse mich treiben. Rechts und links münden winzige Durchgänge in riesige Hallen in denen Tag für Tag Tonnen von Blumen bewegt werden, die Farben und Formen, das Gewimmel, die Geräusche und Gerüche überwältigen mich immer wieder, egal, wie oft ich hier schon war. Wenn ich dann vom bunten Treiben immer noch nicht genug habe, schliesse ich noch einen Bummel über den Saphan Put Markt an, der jeden Abend, ausser Montags, um acht seine Pforten für Horden von Teenagern öffnet, und wenn mich dann irgendwann der Hunger oder Durst plagt, setze ich mich am Kanal in die lustige Bar mit dem roten Dach und gönne mir müde und glücklich ein Feierabendbier.