Beim betreten dieses 5-Sterne Hotels in Taipeh dachte ich als erstes, oh Gott, welche Drogen hat der Inneneinrichter genommen, Hilfe.... da hat sich einer aber so richtig verhauen, nix passt, die Farben nicht, die Materialien nicht und die Stile erst recht nicht....Ekklektizismus ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen, dieser Mensch ganz offensichtlich nicht. Aber ich möchte das Hotel trotzdem empfehlen, trotz seines offensichtlichen Stilwahnsinns, die Zimmer sind klasse! Klein, aber jeder Quadratzentimeter ist perfekt ausgenutzt, besonders das Bad hat mich begeistert, da sind Frauen ja immer besonders anspruchsvoll. Ich hätte jetzt keine japanische Toilette mit angewärmter Brille und Fernbedienung für die automatische Deckelöffnung gebraucht, aber alles andere war absolut auf den Punkt. Toll auch, dass der Gast die trennende Glasscheibe zum Bad per Knopfdruck undurchsichtig machen kann, Genauso gut, die Nespressomaschine im Zimmer, hier hat offensichtlich jemand mitgedacht, auch geschmacklich hat der Designer sich hier deutlich entspannt. Wer sich also in Taipeh ein wenig Luxus gönnen und ausserdem noch im angesagten Shoppingdistrict Da'an wohnen möchte, dem sei dieses Boutiquehotel, übrigens Mitglied in der Vereinigung 'Small Luxury Hotels of the World', ans Herz gelegt.
Where to find: Hotel Eclat, No.370, Section 1, Dunhua South Road, Da'an District,
Der Besuch des Longshan Tempels gehört zu den Pflichtveranstaltungen eines jeden Taipehbesuchs, und ist logischerweise weit davon entfernt ein Geheimtipp zu sein. Mein Besuch an diesem berühmten
Ort hatte trotzdem etwas sehr Besonderes, hunderte von gläubigen Buddhisten/Taoisten feierten an diesem Nachmittag ein Fest. Um was genau es dabei ging kann ich leider nicht erklären, aber die
Atmosphäre hat mich auf jeden Fall in den Bann geschlagen. Die Menschen standen dicht gedrägt im Innenhof dieses grossartigen Gebäudekomplexes und sangen gemeinsam mit den Mönchen, die im
Hauptgebäude auf dem Boden saßen, und deren Gesänge per Lautsprecher nach draussen übertragen wurden. Die Zeremonie war im vollen Gange als ich den Tempel betrat und dauerte noch mindestens zwei
Stunden an, es wurde konstant gesungen, viele Gläubige konnten den Text auswendig und sangen mit geschlossenen Augen den für für mich unverständlichen Text. Im hinteren Teil des Tempels wurde
gebetet und Räucherstäbchen geopfert. Irgendwie beeindruckt es mich immer wieder, wie sehr in Asien die Religion Teil des Alltags der Menschen ist, egal welcher Schicht sie angehören, oder
wie alt sie sind. Das mag man gut oder schlecht finden, es unterscheidet die Asiaten aber definitiv von uns Europäern. Wer mehr über den Longshan Tempel wissen möchte findet das unter
diesem Link
Eine Sache, für die Taiwan weithin berühmt ist, sind die heissen Quellen, die allerorten aus dem Boden sprudeln. Die 50 Jahre lang dauernde Besatzung der Japaner auf der Insel hinterliess, neben vielen anderen Dingen, eine besondere Art der Badekultur, in Japan selbst Onsen genannt. Heisst, der geneigte Gast setzt sich in Badekleidung zur Entspannung in Bassins mit unterschiedlich heissem Wasser, welches reich an Mineralien direkt aus der vulkanischen Erde kommt und mehr oder weniger stinkt, das soll sehr gesund sein. Ich kenne das aus meiner Heimat Aachen, da riecht es an manchen Stellen in der Stadt auch ziemlich nach faulen Eiern und viele Menschen kommen, um sich ihre Rückenschmerzen in den heissen Quellen kurieren zu lassen, also ist mir das Ganze schon vertraut.
Nicht, dass ich wüsste, wie es in Taipeh in alten Zeiten ausgesehen hätte, aber beim Eintritt in diese klassische Teestube in einem Holzhaus aus den 1920er Jahren, hat man schlagartig das Gefühl in einer Zeitmaschine gelandet zu sein. Alles um einen herum wird leise, und die Zeit verläuft gaaanz langsam.
Eine junge Chinesin führt uns zum Tisch und bringt die Karte, auf der aussschliesslich Tee angeboten wird, nicht irgendein Tee, sondern Taiwans Spezialitäten, die bis zu 1200 NTD , ca. 30 Euro, pro Kanne kosten können. Das Ganze ist also eher vergleichbar mit Wein in unseren Breiten. Da der Reisegefährte und ich die Feinheiten aber vermutlich eh nicht herausschmecken können, bestellen wir jeder einen anderen Oolong, nicht ganz so exklusiv im Preis. Was folgt ist eine recht komplizierte Prozedur, in der es primär um schnuppern und schmecken geht, getrunken oder besser genippt, wird aus Fingerhutgrossen Porzellanschalen. Und es dauert....mit Durst löschen hat das eher nichts zu tun, aber sehr viel mit Geduld und mit Konzentration. Es handelt sich mehr um eine Art Tee-Meditation, ungewohnt für hektische Westler, wie mich, aber sehr entspannend, und geschmeckt hat es auch sehr gut, ich wusst garnicht, dass Tee süsser riecht, als er schmeckt, und dass man ihn bis zu sechs mal aufgiessen darf, zumindest Oolong. Da gibt es noch viel zu lernen... Mehr zur Geschichte des Wisteria Tea House findet sich hier.
Where to find: Wisteria tea House, No. 1, Lane 16, Sec.3, Hsin Sheng South Road (Daan Viertel) Taipeh
Wie bereits erwähnt, ist Taiwan eine Insel, eine chinesische Insel, darum liegt es sehr nahe, dass seine Bewohner sehr viel und sehr gerne Fisch essen, und zwar in allen nur denkbaren Formen. Um mir das mal aus der Nähe anzuschauen, bin ich zum lokalen Fischmarkt gefahren, um genau zu sein, zu seiner Luxusausgabe, zum Aquatic Development. Diese todschick eingerichtete, und besonders schön beleuchtete Halle beherbergt nicht nur grosse Tanks mit lebendendem Tier jeglicher Art, wie Muscheln, Kraken und sogar Moränen, sondern auch prall gefühlte Frischetheken aus denen die wohlhabenden Taiwaner ihr Sushi oder ihre Krebsscheren schon zubereitet mit nach Hause nehmen können, alles fangfrisch vom selben Tag. Oder wer es nicht abwarten kann, gönnt sich, zu recht stattlichen Preisen, die Köstlichkeiten gleich vor Ort im stehen, schön mit einem gekühlten Gläschen Chablis, so lässt sich leben. Absolute Spezialität sind gigantische Kamschatka Krebse, diese Respekt einflössenden Tiere werden gleich an Ort und Stelle zerlegt, und zwar noch lebend, das hat mir garnicht gefallen, ich finde das muss echt nicht sein. Ich hab mir ein kleines Lunchpaket Sushi mitgenommen und draussen in der Sonne verzehrt, seeeehr lecker!
Where to find: No 18, Alley 3, Lane 410, Ming Zhu East Road, Taipeh. Geöffnet von 6.00h bis 21.00h, mittags und abends wird es extrem voll.
Ein must-eat im besten Sinne des Wortes sind Dumplings (chinesich Xiaolongbao) im legendären Restaurant Din Tai Fung. Jeder, aber wirklich jeder, mit dem ich über Taipeh gesprochen habe, empfahl mir mit warmen Worten den Besuch dieser Institution. Was in gigantischen Menschenmengen resultiert, die sich den lieben, langen Tag lang vor dem Eingang stauen. Es ist sehr ratsam das Din Tai Fung eher zwischen den Hauptessenzeiten aufzusuchen. Der Reisegefährte und ich waren um elf Uhr vor Ort, anstatt Frühstück, und haben nur etwa eine halbe Stunde gewartet. Die ganze Warte-Prozedur ist extrem effektiv gestaltet: anmelden, Nummer ziehen, und der Gast bekommt Speisekarte und Bestellzettel ausgehändigt, welchen man ausgefüllt (ja, es gibt ihn auf englisch) beim eintreten wieder abgibt. Ganz entzückende, junge Damen geleiten die hungrigen Gäste an den Tisch, und erklären, wie alles von statten geht. Schon Minuten später stapeln sich die dampfenden Köstlichkeiten in runden Bambuskörben auf dem Tisch, denn auch hinter den Kulissen ist der Laden wirklich effektiv, ganze Horden junger, in weiss gekleideter Männer tun den ganzen Tag nichts anderes als Dumplings zu füllen. Der Gast freut sich, es ist köstlich, mein Favorit: Xiaolongbao gefüllt mit Krabben.
Where to find: Din Tai Fung, Xinyi Store, No.194, Sec.2, Xinyi Road Taipeh.
Das Restaurant hat übrigens unzählige Filialen in ganz Asien (siehe Website) und sogar in Kalifornien.
Um sich einen Überblick über eine neue, unbekannte, Stadt zu verschaffen, bietet es sich ja immer an, einen erhöhten Standpunkt einzunehmen. Im Fall von Taipeh ist dieser Ort der Elefantenberg, genannt Xiangshan, von dem aus man einen Bilderbuchblick zum Wahrzeichen der Stadt hat, dem bis 2007 mit 508 Metern und 101 Stockwerken höchsten Haus der Welt. Praktischerweise liegen dort am Wegesrand auch einige grosse Felsblöcke herum, auf denen man ganz hervorragend sitzen und den Sonnenuntergang geniessen kann. Sinnvoll ist es so gegen spätestens halb fünf oben zu sein, damit man noch ein freies Plätzchen ergattert, ein Geheimtipp ist diese Veranstaltung nämlich leider nicht wirklich...
Where to find: am Sanli Park links vorbei, den Schildern 'Hiking Trail' folgen, hinter dem Tempel links hoch, an der Gabelung rechts bis zu den Liuju Stone genannten Felsen.
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Sydney (Mittwoch, 27 November 2013 13:56)
Hallo,
ein schöner Bericht. Mich würde mal interressieren wie man günstig von Bangkok nach Taiwan kommt? Mich reizt das auch schon eine ganze Zeit lang dort hinzufliegen, dein Bericht hat mir da nun noch mehr Lust drauzf gemacht :-)
gabriele duenwald (Mittwoch, 27 November 2013 16:20)
hallo sydney, das kann ich dir leider nicht sagen, ich bin mit cathay pacific von hamburg aus geflogen. aber auf jeden fall lohnt sich die reise, ich bin jetzt seit 12 tagen unterwegs und fand jeden tag spannend.
Sydney (Mittwoch, 27 November 2013 17:26)
Hallo Gabriele,
dann mache ich mich mal kundig, auf alle Fälle klingt das alles sehr interessant,und ich freue mich auf jeden neuen Bericht von dir. Weiterhin viel Spass und tolle Erlebnisse :-)
Romy (Samstag, 21 Dezember 2013 16:29)
Hallo Gabriele
Wusstest Du schon, dass es in unserem Bangkok auch ein Din Tai Fung Resti gibt?? Du findest es im Central World in der siebten Etage. Ich bin schon sowas von heiss darauf..... :-) mir laufe Flüsse von Wasser im Mund zusammen, lol
Scheinbar ist es auch dort usus, Schlange anzustehen. Macht nix.